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Tiroler Tageszeitung: Im Ötztal fehlen Tierärzte

Es wird immer schwieriger, besonders Großtierärzte für Tirols Täler zu gewinnen. Im Ötztal ist die Situation prekär, nun hofft man auf zwei junge Tierärztinnen.

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Kuh mit Blick auf das Dorf Schlitz im Ötztal in Tirol (iStock).

Innsbruck -"Die tierärztliche Situation im Ötztal ist absolut nicht befriedigend", sagt Lukas Scheiber, der in Obergurgl Haflinger und Grauvieh züchtet. Als bei ihm letzte Woche in der Nacht ein Fohlen auf die Welt kam, war kein Tierarzt aufzutreiben.

Tierärztin Selina Kasper, die 2020 in Längenfeld eine Tierarztpraxis eröffnete, fällt derzeit krankheitsbedingt aus und wird im Frühjahr das Tal verlassen, um sich weiter in Richtung Pferdemedizin fortzubilden. Tierärztin Christine Haslwanter muss nun alle großtierärztlichen Fälle allein stemmen. "Ich komme immer erst um 23 Uhr nach Hause. Das geht eine Zeit, aber auf die Dauer halt nicht", so Haslwanter. "Für das Ötztal ist es dramatisch, dass es an Tierärzten mangelt. Es geht hier ja nicht nur um die Tiere der Einheimischen, sondern auch um die der Gäste. Wenn es da z. B. einen Notfall mit einem Hund gibt, müssen die Leute oft weite Strecken aus dem Tal heraus zu einem Arzt fahren", sagt Tirols Tierärztekammerpräsident Bernd Hradecky.

 

Für Scheiber wäre die beste Lösung eine tierärztliche Gemeinschaftspraxis, "in der die Ärzte einen geregelten Arbeitstag haben, denn anders wollen sich das immer weniger antun". Unterstützt werden könnte die Praxis "von den Gemeinden, die z. B. die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen", so Scheiber. Auch Gerold Auer, Amtstierarzt in der Bezirkshauptmannschaft Imst, kennt das Problem. "Es wird immer schwieriger, die Täler mit Tierärzten und hier vor allem mit guten und wichtigen Großtierpraktikern zu besetzen. Die jungen Tierärzte und -ärztinnen legen Wert auf die Work-Life-Balance, und diese muss man ihnen auch zugestehen. Man kann die Kollegen und Kolleginnen nicht in die Täler zwingen, wir können nur Anreize für sie schaffen." Viele der jungen Kollegen wollen auch abgesichert sein, "das heißt, nicht selbstständig eine Praxis führen, sondern ein Angestelltenverhältnis". Zudem ist der Nachwuchs zum größten Teil weiblich, "und da will man natürlich auch irgendwann meist eine Familie, und das ist mit einer tierärztlichen Selbstständigentätigkeit schwer vereinbar".

Für das Ötztal gibt es laut Auer aber "einen konkreten Hoffnungsschimmer". Zwei junge Tierärztinnen hätten zugesichert, die Praxis von Kasper zu übernehmen. "In der Zwischenzeit haben Kollegen versprochen auszuhelfen, und für behördliche Angelegenheiten gibt es Ersatzkräfte", sagt Auer.

Hier geht's zum Artikel in der Printausgabe: Tiroler Tageszeitung, Im Ötztal fehlen Tierärzte, 11.02.2024