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Salzburger Nachrichten: Gasteiner Tal steht ohne Tierarzt da

Die Nachfolgersuche für den scheidenden Veterinär verlief erfolglos. Nun wird improvisiert. Die Bauern blicken sorgenvoll in die Zukunft.

Tierarzt Hans Christ fand trotz intensiver Anstrengungen keine/n Nachfolger/in. Fotocredit: SN/Gerhard Wolkersdorfer

Redakteur Michael Minichberger hat sich die Situation im Gasteiner Tal angesehen und berichtet:

Die Pensionierung hätte eigentlich ein freudvolles Ereignis sein sollen. Veterinärmediziner Hans Christ ist jedoch nicht zum Lachen zumute. „Es gibt keinen Nachfolger, das macht mir Sorgen“, sagt der gebürtige Wiener, der seit vielen Jahren von Bad Hofgastein aus das Tal tierärztlich versorgt. Sein Schaffen doch noch über den 1. September hinaus fortzusetzen, komme nicht infrage, so der 65-Jährige. „Ich bin am Ende meiner Kräfte.“ Christ war auf Großtiere spezialisiert und somit maßgeblicher Partner der Landwirte im Tal.

„Wir haben europaweit Inserate in Fachmedien geschaltet“, sagt der Hofgasteiner Bürgermeister Markus Viehauser (ÖVP), seines Zeichens selbst Bauer. Nicht einmal Rückmeldungen habe es gegeben.Die Versorgung übernimmt vorerst Dietmar Gerstner, Veterinär mit Praxis in Schwarzach. „Ich war auch bisher Urlaubsvertretung und jetzt schauen wir, wie es im Dauerbetrieb funktioniert.“

Warum die über zwei Jahre währende Suche erfolglos verlief, ist für Hans Christ offensichtlich. Lange Arbeitszeiten, ständige Bereitschaft, Termine an Wochenenden und Abenden – all das entspreche nicht den Vorstellungen junger Berufskollegen. Als beste Lösung sieht Christ das Forcieren von Gemeinschaftspraxen. „Momentan ist es aber so, dass es sich für einen finanziell gut ausgeht, für zwei eher nicht.“ Hier seien das Land und der Bund gefordert, finanziell zu unterstützen. „Gerade in Regionen, wo man sich schwertut, sollte man über solche Dinge nachdenken.“

Dietmar Gerstner hat als Vizepräsident der Tierärztekammer einen österreichweiten Überblick. „Wir haben in unserem Berufsstand einen hohen Altersschnitt. In fünf bis zehn Jahren wird das Problem richtig groß werden.“ In ländlichen Regionen sei die Arbeit aufwendiger und weniger lukrativ.

Gerstner sieht in privaten Gruppenpraxen nicht den Königsweg. „Das Problem ist, dass dann wieder jemand alles organisieren und die anderen anstellen muss. Junge Leute wollen aber nur noch selten selbstständig sein.“ Er denke an Zentren, finanziert und organisiert von der öffentlichen Hand. „Ähnlich wie die Primärversorgungseinheiten in der Humanmedizin. Dann wären die Kollegen angestellt, ohne persönliches Risiko und mit klaren Bedingungen.“

Im Bundesland gebe es noch rund 50 bis 60 Veterinärmediziner, die hauptsächlich oder ausschließlich Großtiere behandelten. Der Trend gehe in Richtung Kleintiermedizin.

Lesen Sie den vollständigen Artikel unter: Salzburger Nachrichten, "Gasteiner Tal steht ohne Tierarzt da", Donnerstag, 31.8.2023