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Presseaussendung vom 4. Oktober 2018

Welttierschutztag 2018: Tierärztekammer warnt vor Qualzuchten

Bild: iStock

Extreme Zuchtmerkmale sind tierschutzwidrig

Wien – Die Hundezucht hat sich in den vergangenen 150 Jahren massiv verändert – das optische Erscheinungsbild der Vierbeiner ist stark in den Vordergrund getreten. „Es haben sich gewisse Zuchtstandards etabliert, die enorm auf Kosten der Tiergesundheit gehen. In vielen Fällen sind diese leider mit großen gesundheitlichen Problemen für die Tiere verbunden“, sagt Mag. Kurt Frühwirth, Tierarzt und Präsident der Österreichischen Tierärztekammer (ÖTK).

Um Tierleid künftig zu verhindern begeht die Österreichische Tierärztekammer den diesjährigen Welttierschutztag am 4. Oktober unter dem Motto „Stoppt Qualzuchten!“.
„Unsere öffentliche Aufklärungskampagne soll, viele potenzielle HundebesitzerInnen informieren. Viele wissen noch zu wenig über die gesundheitlichen Folgen dieser Qualzuchten Bescheid. Wir setzen uns entsprechend für tiergesundheitliche Verbesserungen ein.“, so Frühwirth und meint weiter: „Wir Tierärzte können das Tierleid nicht länger mitansehen.“ Zudem sei es auch für TierbesitzerInnen eine hohe finanzielle Last, denn „Operationen des Gaumensegels, der Nase oder der Hüfte sind kostspielig, meist aber das einzige und oft lebensrettende Mittel um betroffenen Tieren zu helfen und ihnen Leid zu ersparen.“

Stoppt Qualzuchten!
Befeuert durch die Werbeindustrie und der daraus resultierenden Popularität in der Bevölkerung fallen die Züchtungen gewisser kurznasiger Hunderassen wie Mops, Französische Bulldogge oder Boston Terrier immer extremer aus. Die meisten kurznasigen Hunde leiden nach kurzer physischer Belastung an Sauerstoffmangel. Hinzu kommen weitere gesundheitliche Probleme, die sich aus Zuchtmerkmalen wie vorstehende Augen und störende Hautfalten ergeben. Auch bei Katzen gibt es Rassen, wie Perser-, Exotic Shorthair oder British Kurzhaar, die unter ihrer extrem kurzen Nase leiden.
Gleich ob Hunde oder Katzen, die Länge des Nasenschädels unterschreitet in vielen Fällen ein kritisches Maß. Die sogenannten brachycephalen Rassen leiden an Atemwegsproblemen, denn zu kurze Nasenschädel erhöhen signifikant den negativen Druck und den Widerstand in den oberen Atemwegen, wobei auch die Augen in Mitleidenschaft gezogen werden und unter ständigem Tränenfluss leiden.

„Bei manchen Rassen ist eine Geburt per Kaiserschnitt, die Regel geworden und wird oft sogar im Vorhinein geplant. Die Österreichischen Tierärztinnen und Tierärzte haben eine Verantwortung, Kaiserschnitte sind lediglich Notfallverfahren. Wir wehren uns dagegen züchterische Gesundheitsprobleme zu normalisieren und als ,typisch für die Rasse‘ zu sehen“, erklärt Dr. Manfred Hochleithner, Tierarzt und ÖTK-Landesstellen Präsident Wien und meint weiter: „Züchter sollten bei genetisch verursachten Gesundheitsproblemen in die Verantwortung bzw. Haftung genommen werden. Es kann nicht sein, dass TierbesitzerInnen die Konsequenzen unverantwortungsvoller Züchtungen tragen müssen und schließlich neben dem Tier die Leidtragenden sind.“

Die Österreichische Tierärztekammer bekenne sich dazu, so Frühwirth: „dass neben anderen Maßnahmen auch jetzt schon intensive Aufklärung und Sensibilisierung von Züchtern, Zuchtorganisationen, Schaurichtern und vor allem der TierbesitzerInnen zu einer Verbesserung der Situation beitragen können.“

Rückfragehinweis für Medien:
Mag. Silvia Stefan-Gromen
Medien und Kommunikation
Österreichische Tierärztekammer
Tel. 01/ 512 17 66 DW 41
Email: silvia.gromen-REMOVE-NOSPAM@tieraerztekammer.at